Landesverband Motorbootsport
Rheinland-Pfalz e.V.

 

Umweltseminar der Landesverbände Motorbootsport
Rheinland-Pfalz und Hessen am 19.11.2016 beim MYC Bingen


In diesem Jahr konnte die Landesumweltbeauftragte aus Rheinland-Pfalz rund 70
Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum gemeinsamen Umweltseminar der Landesverbände
Rheinland-Pfalz und Hessen auf dem Clubschiff des MYC Bingen begrüßen.

Umweltseminar 2016

Ein herzliches Willkommen galt auch den Referenten des Seminars Uwe Kern von der
WSP-Station Koblenz, dem Vertreter der Pantaenius Versicherungen, Ole Pietschke, Dr.
Jörg Schaffner vom Ingenieur-Büro Unger in Darmstadt sowie dem Ehrenpräsidenten des
HELM, Michael Wagner.

Ebenso begrüßte Anne Hochreuther den Präsidenten des Landesverbandes RLP, Gisbert
König und die Präsidentin des HELM, Christel Lenarz. Vom Präsidium des HELM waren
auch der Vizepräsident Karl Heinz Menges, die Pressereferentin Gisela Menges und der
Landesumweltbeauftragte Dr. Arno Grau anwesend. Als Vertreter des LVMRLP begrüßte
die Landesumweltbeauftragte zudem den Vizepräsidenten und Fachschaftsreferenten für
Rheinhessen, Werner Brandmüller, der gemeinsam mit den beiden
Landesumweltbeauftragten das Seminar organisiert hatte.

Umweltseminar 2016

Als besonderen Gast hieß die Landesumweltbeauftragte das ehemalige Präsidiumsmitglied
des DMYV Dr. Johannes Schmidt willkommen, der sich in seiner aktiven Zeit in
besonderem Maße um die Blaue Flagge verdient gemacht hatte.

Anne Hochreuther dankte dem gastgebenden Verein für die wiederholte Ausrichtung des
Seminars. Der Vorsitzende des Clubs, Hubert Kirchner hieß die Gäste ebenfalls
willkommen.

Umweltseminar 2016

Der Präsident des LVMRLP, Gisbert König betonte in seinem Grußwort die gute
Zusammenarbeit der beiden Landesverbände. Es folgte ein kurzer Bericht über die
letzte Verbandsratssitzung in Hamburg und die laufende Umstrukturierung des DMYV, ein
Prozess, der über mehrere Jahre gehe. Weitere Punkte des Grußwortes betrafen den
anstehenden Verbandstag in Leer am 06. Mai 2017, den geänderten Kostenbeitrag für die
Teilnahme an der Ausschreibung zur Blauen Flagge, das Wassertourismuskonzept und das
von der EU verabschiedete Konzept Blaues Band, das die besondere Aufmerksamkeit der
Landesverbände erfordere. Bezüglich der weiteren Befahrbarkeit der Lahn sei eine
Einbindung der Landesverbände durch die Behörden unabdingbar.

In ihrem anschließenden Grußwort hob die Präsidentin des HELM Christel Lenarz das
gemeinsame Handeln beider Landesverbände hinsichtlich des Projektes Living Lahn
hervor. Sie freute sich auch, dass so viele Vereine beim gemeinsamen Seminar
vertreten waren, zumal man sich Abschnitte der beiden Flüsse Rhein und Lahn gemeinsam
„teile“. Die Präsidentin dankte den Referenten für ihr Kommen und den Gastgebern und
den Organisatoren für die Arbeit.

Umweltseminar 2016

Der Ehrenpräsident des HELM, Michael Wagner berichtete in seinem Referat über die
Strukturreform der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung, zu deren Aufgabenbereich
zunehmend Umweltthemen gehören.
Die Strukturreform habe die Kompensation von Ressourcen und die Schaffung von
Spielräumen für neue Aufgaben zum Ziel.
Michael Wagner stellte die gesetzlichen Grundlagen dar und gab eine Übersicht über
die Aufgaben der WSV z.B. Befahrbarkeit, Befahrensvorschriften, Erhaltung der
Infrastruktur, Umwelt-/Naturschutz ...

Der Maßnahmenkatalog der Strukturreform beinhaltet die Anpassung der
Behördenstruktur, die Auflösung der Wasser- und Schifffahrtsdirektionen sowie den
Aufbau von Abteilungen z.B. Umwelt, Technik und Wassertourismus. Eine Aufgabe der
Unterabteilung „Umwelt, Nebenwasserstraßen“ ist die Entwicklung eines Konzeptes für
Nebenwasserstraßen und Wassertourismus u.a. mit Living Lahn und Blaues Band.

Umweltseminar 2016

Im anschließenden Referat stellte Ole Pietschke (Pantaenius Versicherungen) die TOP 8
der Sportbootschäden vor, unterstützt durch beeindruckende Bilder und Videosequenzen.
Allein in den letzten 10 Jahren fielen bei der Versicherungsgesellschaft 4,2
Millionen Euro für Bergungen und die Beseitigung von Gewässerverunreinigungen an.
Zu den TOP 8 der Schäden zählen „Transportschäden zu Land und zu Wasser“, zu denen
auch Schadensfälle beim Kranen von Sportbooten gehören, gefolgt von „Feuer und
Explosion“. Häufig liegt die Brandursache bei defekten Heizlüftern. Oftmals kommt es
hier zu kumulierten Schäden z.B. bei Nachbarbooten im Hafen oder im Winterlager. In
der Regel führen solche Ereignisse zu Totalverlusten der Boote. Eine
„Sondermüllentsorgung“ und eine Erdauskofferung sind die Folge solcher
Brandereignisse.

Umweltseminar 2016

Weitere Schadensfälle entstehen durch „Wassereinbruch/Sinken“, „technische
Defekte/Maschinenschäden/Mastbrüche“ und durch „Einbruch/Diebstahl/ Vandalismus“. Bei
200 Bootsdiebstählen pro Jahr erreicht Pantaenius durch den Einsatz von sog.
Yachtdetektiven eine Aufklärungsquote von 63%. Bei der Aufklärung der Diebstähle
sind insbesondere Gravuren an Booten, Motoren und Ausstattungsgegenständen äußerst
hilfreich. Den größten Teil der Schadensereignisse nehmen „Grundberührung/Strandung“
und das Schadensereignis Nummer 1 die „Kollision fester oder schwimmender
Gegenstände“ ein.

Da entstehende Kosten (z.B. für Bergung, Entsorgung von Sondermüll, Beseitigung von
Umweltschäden ...) in vielen Fällen durch die Haftpflichtversicherung nicht abgedeckt
sind, ist allen Bootseignern eine Kaskoversicherung zur Vermeidung eigener
Vermögensschäden dringend zu empfehlen.

Umweltseminar 2016

Urbaner Überflutungsschutz bei Starkregen stand im Mittelpunkt des Vortrags von Dr.
Jörg Schaffner (Ingenieur-Büro Unger Darmstadt).
Überschwemmungsereignisse durch Starkregen sind räumlich und zeitlich begrenzt,
können nur begrenzt vorhergesagt werden und haben eine sehr kurze Vorwarnzeit. Ein
hoher dynamischer Verlauf birgt Gefahren für Personen und Gebäude.
Solche Ereignisse stellen ganz besondere Anforderungen an den Überflutungsschutz,
insbesondere bei Kommunen, größeren Gewerbe- und Industriebetrieben und auch an die
Versicherungen.
Spezialisierte Ingenieurbüros erstellen sog. Überflutungsnachweise bei
Regenereignissen. Durch geeignete Lösungsansätze gilt es Probleme hinsichtlich der
Gebäude- und Grundstücksentwässerung zu beheben. Beim Überflutungsnachweis wird das
zurückzuhaltende Abflussvolumen auf dem Grundstück berechnet.
Zur Standortanalyse und Bewertung von bestehenden oder geplanten Privat- und
Gewerbeimmobilien in hochwassergefährdeten Gebieten besteht die Möglichkeit, einen
Hochwasserpass erstellen zu lassen (Infos: www.hochwasser-pass.de). Mit dem
Hochwasserpass können sich Hausbesitzer in ganz Deutschland ein Bild über ihr
individuelles Überschwemmungs-Risiko machen.
Mit einer Elementarversicherung können Überschwemmungsrisiken versichert werden. Doch
nicht alle Häuser in Deutschland sind in gleicher Weise dem Überschwemmungsrisiko
ausgesetzt. Um das Risiko für die jeweilige Region einschätzen zu können, haben die
deutschen Versicherer ein Zonierungssystem für Überschwemmung, Rückstau und
Starkregen „ZÜRS Geo“ entwickelt.

Umweltseminar 2016

Dieses Zonierungssystem mit 4 Gefährdungsklassen (GK 1 bis 4) bildet die Grundlage
bei der Kalkulation des Versicherungsbeitrags der Elementarversicherung.
Statistisch tritt Hochwasser auf in

GK 4 mind. 1 x in 10 Jahren
GK 3 1 x in 10 bis 100 Jahren
GK 2 1 x in 100 bis 200 Jahren
GK 1 seltener als 1 x alle 200 Jahre
Quelle: www.gdv.de

Mit dem ZÜRS Geo-System können darüber hinaus auch Umweltrisiken eingeschätzt werden.

Das vierte Referat des Seminars hielt Uwe Kern von der Wasserschutzpolizei-Station
Koblenz zum Thema „Toter Winkel“.

Bilder aus der Perspektive des Schiffsführers eines Binnenschiffs zeigten die
Gefahren für vorausfahrende Sportboote auf. Sportboote sind in vielen Situationen aus
dem Steuerstand eines Binnenschiffs kaum oder nicht erkennbar!

Umweltseminar 2016

Bei einer Schiffslänge von ca. 130 Metern, ergibt sich vor dem Bug eines
Berufsschiffes ein toter Bereich, der ca. 350 Meter lang ist. In diesem Bereich ist
ein Sportboot für den Schiffsführer nicht sichtbar!

Für die Führer eines Sportbootes gilt als oberste Prämisse vorausschauendes,
aufmerksames Fahren, Rücksichtnahme üben und Eigenarten (Geschwindigkeit,
Strömungsverhältnisse am fahrenden Binnenschiff, Fließgeschwindigkeit des Gewässers)
größerer Fahrzeuge im Blickwinkel haben.
Zur Ausstattung eines Sportbootes sollte ein Fernglas gehören!

Umweltseminar 2016

Anne Hochreuther stellte im Anschluss an die Referate die Inhalte bzw. Änderungen bei
der Ausschreibung zur Blauen Flagge 2017 vor und forderte die Teilnehmer des Seminars
zur Bewerbung auf.

Der Landesumweltbeauftragte des HELM, Dr. Arno Grau verwies in seinen Schlussworten
auf die Lehr-DVD „Miteinander auf dem Wasser“, mit Situationsdarstellungen in, an und
auf dem Wasser aus Sicht der Nutzer von Motorbooten, Ruderbooten und Kanus mit Blick
auf die Berufsschifffahrt, die Angler, die Schwimmer und den Umweltschutz. Die
Darstellungen sollen Wasserfreunden Denkanstöße geben, sich in die Lage der Anderen
zu versetzen, um Verständnis und Rücksichtnahme zu fördern.
Die DVD ist käuflich zu erwerben. Ein Video zum Probesehen findet sich unter
www.i-g-ems.de

Umweltseminar 2016

Termin bitte vormerken: Das gemeinsame Umweltseminar 2017 der Landesverbände
Rheinland-Pfalz und Hessen findet am Samstag, 18. November 2017 statt.