Umweltseminar der Landesverbände Rheinland-Pfalz und Hessen
am 08.02.2025 beim Motor-Yacht-Club Worms e.V.
Nachdem im Herbst 2024 das Umweltseminar krankheitsbedingt abgesagt werden musste, fand der Nachholtermin am 08. Februar 2025 statt.
Mit 55 Teilnehmer*innen war das Seminar sehr gut besucht. Die Landesumweltbeauftragte des LVM-RLP Anne Hochreuther begrüßte den 1. Vizepräsidenten des DMYV und Präsident des LVM-RLP Gisbert König, die Präsidentin des HELM Christel Lenarz, die Vorsitzende des Bundesjugendrates Nadine Kössler und als Referenten den Vizepräsidenten des LVM-BW Peter Haag, den CEO der Firma Willgood Technology Daniel van der Weck sowie das Mitglied des Referates Umwelt beim DMYV Heiko Leuchs.
Nach dem Grußwort des Hausherrn Prof. Dr. Hans-Bernd Hopf berichtete Gisbert König über aktuelle Entwicklungen rund um das Prüfungswesen im Bereich der Befähigungszeugnisse in der Sportschifffahrt. Planungen des BMDV, das bisher gültige Führerscheinwesen im Bereich Sportbootführerscheine abzuschaffen, sorgen für heftige Diskussionen bei beteiligten Verbänden. Die bisherige Beleihung von DMYV und DSV für die Ausstellung des amtlichen Sportbootführerscheins soll zugunsten eines amtlich anerkannten Verbandsscheins aufgehoben werden. Prüfungen sollen künftig auch die Verbände der Ausbildungsstätten durchführen. Hier besteht ein kommerzielles Interesse, da auf diese Weise möglichst vielen Bewerbern ermöglicht werden kann, die Prüfung erfolgreich abzulegen.
Das Vorhaben des BMDV wird vom Großteil der am Verfahren beteiligten Verbände stark kritisiert bzw. abgelehnt. Hier wird der Verlust von Objektivität der Prüfungen, die Gefahr von Korruption und die Gefährdung der Sicherheit auf dem Wasser befürchtet.
Christel Lenarz nahm in ihrem Grußwort Bezug auf das Lahnkonzept und den aktuellen Stand bezüglich der Sperrung von Wasserflächen rund um die Fulder Aue – Ilmen Aue (Inselrhein).
Daniel van der Weck stellte bei seinem Vortrag „Smarter Diebstahlschutz“ einen Tracker vor, der Diebstahlversuche von Boot oder Motor sofort anzeigt, indem der Besitzer direkt über eine App informiert wird und behördliche Schritte eingeleitet werden können, um das Fahrzeug bzw. den Motor wieder zu erlangen. In Europa wurden allein im Jahr 2023 4000 Boote und 531 Außenbordmotoren gestohlen. Die Installation des Gerätes ist einfach und kann z.B. auch bei E-Bikes oder im Campingbereich eingesetzt werden.
Heiko Leuchs referierte über die Änderungen der Biozid Verordnung, die ab Januar 2025 gültig sind. In erster Linie beinhaltet die neue Regelung das Selbstbedienungsverbot für viele Biozid-Produkte, einschließlich der Antifouling-Mittel. So müssen beispielsweise speziell geschulte Fachkräfte des Handels oder der Verkaufsstellen die jeweiligen Nutzer der Produkte über die evtl. entstehenden Gefahren zu unterrichten.
In seinem zweiten Vortrag gab Heiko Leuchs einen Überblick über den aktuellen Sachstand des Lahnkonzeptes. Wichtigste Aussage: Von km 70 bis zur Mündung in den Rhein bei Lahnstein bleibt die Lahn für den motorisierten Bootssport erhalten.
Peter Haag stellte in seinem Vortrag über alternative Antriebe bei Booten u.a. die Effizienz von Hybridmotoren, Batterietechnik und damit verbundene Gefahren, Akku-Typen und verschiedene Ladetechniken dar. Bei einem Versuch mit alternativen Treibstoffen am eigenen Boot, bei dem die beiden Motoren zum einen mit konventionellem Diesel und zum anderen mit dem Biokraftstoff HVO 100 betrieben wurden, ermittelte er die Vor- und Nachteile beider Kraftstoffe (Verbrauch, Laufverhalten der Motoren, Rauchverhalten, Verschmutzungen von Schmieröl und Motoren). Alternative Treibstoffe haben kein Reichweitenproblem, sind also „urlaubstauglich“. Die vorhandenen Tankmöglichkeiten können genutzt werden und die Bestandsflotte kann sofort mit alternativem Treibstoff betrieben werden.
In seinem zweiten Vortrag berichtete Peter Haag über den Bau eines neuen MS 11-Bootes für den Jugendsport. Bei dem Prototyp arbeiten der LVM-BW und der LVM-RLP eng zusammen. Mittelfristig können die neuen Boote auf Elektroantrieb umgerüstet werden. Zurzeit werden die Boote mit umweltfreundlichem Kraftstoff betrieben.
Anne Hochreuther, Gisbert König und Christel Lenarz berichteten über die Entwicklungen hinsichtlich der Allgemeinverfügung zum Befahren des Stillwasserbereiches Fulder Aue – Ilmen Aue. Im Sommer 2024 hatte die Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd in Neustadt (SGD Süd) eine Schutzanordnung zum Schutz der Brut-, Zug- und Rastvogelarten im Naturschutzgebiet "Fulder Aue - Ilmen Aue" erlassen, die eine sofortige Sperrung der Wasserfläche für alle Wassersportarten zur Folge hatte. Aufgrund des großen Widerstandes von Wassersportverbänden, betroffenen Bürgern und Kommunen wurde die Allgemeinverfügung im Herbst 2024 ausgesetzt und durch die SGD Süd ein Dialogprozess initiiert. Letztendlich wurde im Februar 2025 die Allgemeinverfügung aufgehoben mit der Begründung, dass die SGD Süd „nach einer umfänglich rechtlichen Prüfung …. für den Erlass der Allgemeinverfügung vom 23.07.2024 nicht zuständig war“.
Da die SGD Süd aus naturschutzrechtlicher Sicht Handlungsbedarf in dem betroffenen Bereich sieht und dem BMDV eine neue Naturschutzgebietsbefahrensverordnung vorschlägt, werden die Verbände in dieser Angelegenheit auch künftig gefordert sein.
Interessierte können sich über weitere Entwicklungen auf der Homepage der neu gegründeten Interessensgemeinschaft Inselrhein informieren. www.ig-inselrhein.de
Abschließend erläuterte Anne Hochreuther die Kriterien zur Umweltauszeichnung Blaue Flagge und gab den Termin der Auszeichnungsveranstaltung für die hessischen und rheinland-pfälzischen Vereine bekannt. Die Veranstaltung findet am Sonntag, den 18. Mai beim 1.MBC Speyer statt.
Dr. Arno Grau (Landesumweltbeauftragter HELM) gab in seinem Schlusswort als Termin des nächsten Umweltseminars den 22.11.2025 bekannt. Das Seminar findet voraussichtlich beim Kanu Club Mainz Kostheim statt.
Bericht: Anne Hochreuther, LVM-RLP
Fotos: Gisela Menges, HELM